tingling fingers (solo)
ASPN Galerie, Leipzig, Juni - Juli 2024
Franziska Kochs Arbeiten sind gestisch, direkt und lösen unmittelbar Emotionen aus.
Mit schnellen, energischen Bewegungen bringt Koch die Ölfarbe auf die Leinwand – Schicht für Schicht. Es wird nass in nass gearbeitet, keine Zeit für einen Trocknungsprozess oder Situationen zu lange zu überdenken. Das Dargestellte muss unmittelbar auf die Leinwand gebracht werden.
Diese Herangehensweise bringt die Arbeiten zum Vibrieren, lässt uns ins Relief der pastosen Materialität tauchen, den Pinselduktus verfolgen, kurz auf den lasierenden Flächen verschnaufen, um uns dann wieder den kräftigen Farben hinzugeben. Schlussendlich treten wir wieder einen Schritt zurück, um das Dargestellte zu greifen: was wir sehen, sind malerische Schnappschüsse intimer Begegnungen oder sozialer Interaktionen.
Die Ambivalenz zwischen Pastosität und Lasur setzt nicht nur bildinhaltliche Akzente auf der Leinwand, die das Narrativ stimulieren, sondern lässt auch die binären Geschlechtergrenzen verschwimmen. Im Vordergrund steht der (reine) zwischenmenschliche Moment, der Themen von Nähe, Verbundenheit, Entfremdung, sowie queeren Identitäten und Sexualität behandelt.
Franziska Koch gewährt uns vermeintlich einen Einblick in die Gefühlswelt fremder Charaktere. Was jedoch wirklich zwischen den Personen passiert, ist offen und unserer eigenen Interpretation überlassen.
[Text: Laura Gerstmann, 2024]